Jordanien liegt zwischen Syrien, Libanon, Irak, Israel und Saudi-Arabien. Trotz der angrenzenden Spannungsgebiete gehört Jordanien zu den sicheren und liberalen Ländern. Es eignet sich sehr gut für eine Selbstfahrer-Rundreise, die Distanzen sind sehr überschaubar.
Inhalt
Aufreibende An- und Einreise
Juhuuuuu! Urlaub nach zwei Jahren Flugabstinenz! Alle Formulare ausgefüllt, Jordanpass gekauft, PCR Ergebnisse sind rechtzeitig eingetroffen. Ein Test ist sowohl für Geimpfte als auch für Ungeimpfte ab dem 5. Lebensjahr erforderlich (Stand November 2021). Der perfekte Start, etwa zu perfekt?
Um 6.10 Uhr wäre unser Flug ab Memmingen gegangen. Um Mitternacht, als wir tief und fest schliefen, traf ein Mail ein. Der Flug ab Memmingen wurde annulliert und auf einen neuen ab Stuttgart gebucht. Um drei Uhr sind zwei SMSen eingetroffen: «Achtung, fahren Sie nicht nach Stuttgart. Der Flug findet nicht statt».
Was nun?!? Telefonisch ist in dieser frühen Morgenstunde niemand zu erreichen.
Da wir alle abfahrbereit waren, haben wir uns entschlossen, sowie auch viele weitere Passagiere, nach Memmingen zu fahren. Vor Ort wurde uns dann gesagt, wir müssen doch nach Stuttgart und die SMSen nicht beachten. Eineinhalb Stunden später kamen wir in Stuttgart an. In Stuttgart sind wir 90 Minuten mit anderen Betroffenen angestanden und wussten nicht, ob es überhaupt losgeht. Anstelle der neu verkündeten Zeit 8.30 Uhr ist es erst um 10 Uhr losgegangen und wir durften mit. Sprich vier Stunden zu spät, was bei einer Flugdauer von nur vier Stunden noch mehr ins Gewicht fällt.
Bei der Einreise in Jordanien wurde der Impfstatus sofort geprüft und die Ungeimpften ab dem 5. Lebensjahr mussten sich einem PCR-Test für JOD 25 (EUR 32) unterziehen, welcher vorab online bezahlt wird (hier der Link dazu). Es stehen fünfzehn moderne Kabinen von Biolab zur Verfügung und nach zwei Minuten ist man bereits wieder in der gewöhnlichen Schlange für die Passkontrolle. Das Ergebnis erhält man drei Stunden später per WhatsApp.
Aufgrund unserer Verspätung war der geplante Tag in Amman, der Hauptstadt des haschemitischen Königreichs Jordanien, hinüber. Nach der Übernahme des etwas heruntergekommenen Mietwagens mit herunterhängender Stoßstange und dem Spoiler hintendrauf, empfing uns die Stadt mit dem Abendverkehr und vielen Lichtern. Nach einem feinen Abendessen im Restaurant Turkish Land checkten wir im Hotel Park Plaza ein.
Petra, Wadi Musa
Am nächsten Morgen fuhren wir in das drei Stunden entfernte Visitorcenter der Ruinenstätte im Wadi Musa, welche zum UNSECO Welterbe gehört. Beim Ticketschalter haben wir mit dem Jordanpass unsere 2-Tages-Tickets entgegengenommen. Über den Hauptweg, der sehr gut begehbar ist, ging es an den Geisterblöcken vorbei und durch die 70 Meter tiefe und 1.5 km lange Schlucht Siq mit einer oberirdischen Wasserleitung zur Schatzkammer Khazne al-Firaun. Beeindruckend! Beim römischen Theater vorbei, der Seidenstraße entlang, ging es zum Hauptplatz. Wir haben uns trotz der fortgeschrittenen Zeit entschieden, zur Monastry hochzusteigen. Der Local Guide Ibrahim, der uns dezent gefolgt ist, kam mit seinem Esel Michael Jackson für JOD 10 (EUR 12) zum Zug. Damit wir etwas schneller sind, durften die Kinder auf Michael Jacksons Rücken sitzen. Über viele Stufen ging es hoch zur imposanten Felsentempel Ad Deir. Dort sind wir noch weiter zu einem Aussichtspunkt (rechts beim Kloster weiter, bei der Weggabelung links), wo ein nettes Beduinencafe steht, mit einer Aussicht in die Schlucht, in die schwarzen Berge und Weitsicht bis nach Israel.
Wie vermutet, schafften wir es nicht bei Tageslicht raus. So sind wir über eine Stunde lang im Dunkeln durch die tiefe Schlucht rausspaziert. Verlaufen kannst Du Dich zum Glück nicht. So erlebten wir das berühmte Schatzhaus bei Nacht, nur ohne Kerzenlicht.
Mit einem Bärenhunger aßen wir sehr gut im Restaurant Sajinat Al Janoob, dessen Inhaber Hani auch Guide ist und uns ein paar Tipps gab.
Einen weiteren Wandertag verbrachten wir in der Felsenstadt. Kaum bei der Schatzkammer angekommen, begrüßte uns Ibrahim. Er wollte uns, wie am Tag zuvor vorgeschlagen, ein paar schöne Orte zeigen, ohne Bezahlung. Getraut haben wir ihm nicht ganz und deshalb von Anfang an klargestellt, dass wir ihn nicht bezahlen werden, was ihn nicht abschreckte. Voll motiviert führte er uns über einige Kletterpartien zu einem tollen Aussichtspunkt auf die Schatzkammer, wo wir bei den Beduinen Tee getrunken haben.
Anschließend ging es ein Stückchen bis zur Weggabelung zurück, dann über alpine Verhältnisse zum Aussichtspunkt Obelisks hoch. Ohne Guide hat man geringe Chancen den Weg zu finden und ungefährlich ist es auch nicht.
Hoch über dem Tal war die Aussicht beim «High Place of Sacrifice» gigantisch. Über den offiziellen Trail Wadi al Farasa ging es weitläufig an vielen Felsengebäuden abwärts. Unterwegs zeigte er uns seine Wohnhöhle, sowie die seiner Familie. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals wohnen 25 Familien in den Höhlen verteilt, die über neunzig Personen beherbergen. Hier wird einem richtig bewusst, wie wenig die Leute besitzen und wie sehr sie vom Tourismus abhängig sind.
Bei der Säulenstrasse angekommen, sahen wir uns noch die Kirche sowie verschiedene Gräber, die einen Teil des Al Kuptha Trails sind, an. Auch dieser Weg ist sehr empfehlenswert und beim höchsten Punkt gibt es eine tolle Aussicht auf die Schatzkammer.
Wem irgendein Weg oder Teilstück zu streng ist, kann auf dem Hauptweg ein Pferd, Esel oder Kamel buchen. Die Pferde am Eingang sind sogar kostenlos, es wird bloß ein Trinkgeld gewünscht.
Nach diesem anstrengenden Tag trieb uns der Hunger ins Jordan Heart Restaurant. Geschlafen haben wir im Petra Guests Hotel. Der Inhaber Mohamed kümmert sich sehr um das Wohl der Gäste.
Wüste Wadi Rum
Für Wadi Rum, welches nur mit 4×4 befahrbar ist, haben wir Eid Albloe, als Guide, für eine private Tour gebucht und können ihn wärmstens empfehlen. Ihn kannst Du per WhatsApp +962777822629 oder Facebook kontaktieren. Wir haben einige Camps mit deren Leistung verglichen und er hatte definitiv das beste Preisleistungsverhältnis. Gebucht haben wir eine sechsstündige Tour mit Lunch und Snacks, Abendessen und Übernachtung in einem Beduinencamp und Frühstück. Die Kinder durften kostenlos mit.
Am vereinbarten Treffpunkt wartete Eid bereits mit dem Pickup auf uns und wir schwangen uns auf die Bänke der Pritsche. Nach wenigen Minuten endete die asphaltierte Straße und wir folgten den Spuren von Lawrence von Arabien auf der Sandpiste weiter tief in die Wüste. Schon bald stoppten wir bei Lawrence Spring (Quelle). Über Geröll stiegen wir bis zur Quelle hoch und eine beeindruckende Aussicht ins Wadi Rum breitete sich vor uns aus. Nach einem Beduinentee ging es weiter zur einer roten Sanddüne zum Sandboarden. Michaels Versuche runter zu sausen misslangen, das Board wolle nicht.
Der nächste Halt war eine kleine Wanderung in den Lawrence Canyon. Danach hielten wir bei der Steinbrücke Um Frouth Tower und später bei Lawrence House. Nach dem Mushroom Rock kochten wir ein sehr leckeres Mittagessen à la Beduine. Gestärkt machten wir eine kleine Wanderung und auf der anderen Seite wartete er auf uns. Nach einem Fotostopp bei der Steinbrücke Burda Rock Bridge fuhren wir durch eine faszinierende Landschaft zwischen weißen und roten Sanddünen und Berge zum Camp. Das Camp liegt leicht erhöht und zum Glück abseits der vielen Camps, die beim Eingang standen. Von hier genossen wir den Sonnenuntergang und Weitblick bis zum höchsten Berg Jordaniens Jebel Umm ad-Dam mit einer Höhe von 1873 m.ü.M. Die Besteigung ist mit einer Gesamtzeit von 2-3 Stunden gut bewältigen. Vom Camp aus beträgt die jeweilige Fahrzeit etwa 40 min.
Am Abend kochte uns der Inhaber ein traditionelles Gericht. Ein dreistöckiger Turm bestückt mit Gemüse und Fleisch wird zum Garen in den vorgeheizten Ofen unter der Erde gelassen. Anschließend kommt der Deckel drauf und wird mit Sand bedeckt. Je nach Fleischart beträgt die Garzeit zwei bis drei Stunden. Nach dieser Zeit entnahm der Koch den Turm und wir konnten uns am reichhaltigen Buffet bedienen. Nach dem Essen wurde es richtig gemütlich zu einheimischen Gitarrenklängen und Gesang.
Nach einer erholsamen Nacht und gutem Frühstück fuhr uns Eid zum Auto zurück. Wie gerne wären wir weitere Tage geblieben, aber so können wir uns auf ein Wiedersehen freuen.
Aqaba am Roten Meer
Nach viel Sand fuhren wir zum Schnorcheln ans Rote Meer. Den öffentlichen Strand South Beach zu finden, war ein schwieriges Unterfangen. Immer wieder war die Ausfahrt der Autobahn gesperrt und wir irrten genervt in einem riesigen Industriegebiet nahe der Saudi-Arabischen Grenze umher. Mithilfe der Einheimischen haben wir es doch nach vielen Versuchen gefunden und es tat soo gut. Wir haben uns eine Schnorchelausrüstung ausgeliehen und wurden von der faszinierenden Unterwasserwelt in den Bann gezogen. Es gäbe auch noch den Public Beach in Aqapa, aber da fühlt man sich als Tourist(in) unwohl beim Baden.
Am Abend ging es ins Restaurant Khubza & Seneya, wo wir sehr günstig gegessen haben. Auf Empfehlung haben wir den Shop von Eids Freund besucht, der sich sehr gefreut hat. Übernachtet haben wir im Hotel Dweik 3.
Für die Heimreise benötigte ich einen PCR-Test. Labore gibt es im ganzen Land genug, jedoch hat der Hotelier ein Labor organisiert, dessen Angestellter am nächsten Tag pünktlich um halb 9 zur Probeentnahme kam. Das Ergebnis wurde mir, wie besprochen am Folgetag per WhatsApp zugestellt und ich konnte es als PDF-Datei herunterladen.
Totes Meer
Weiter ging es ans langersehnte Tote Meer. Kurz vor dem Wadi Mujib, welches leider geschlossen hatte, gibt es einen kostenlosen Parkplatz mit einem kleinen Kiosk. Bei dem wir für JOD 4 (5 Euro) einen 10 Liter Kanister überteuertes Wasser zum Abspülen gekauft haben. Dabei ist dabei, falls jemand Wasser ins Auge bekommt. Das brennt wie die Hölle. Beim nächsten Mal würde ich davor im Hotelzimmer das Wasser abfüllen und mitnehmen.
Im Toten Meer zu baden, dessen Salzgehalt etwa 3% beträgt, ist einmalig.
Während dem Floaten ist ein zeitungslesendes Bild ein Muss. Für die empfindliche Kinderhaut ist das wohl zu viel Salz. Sie sagten gleich, es brenne auf der Haut.
Es empfiehlt sich, keine Plätze südlicher zu nutzen. Eine gute Woche vor unserem Besuch gab es einen schweren Unfall, da die Platte am Ufer zusammengebrochen ist.
Mount Nebo und Madaba
Damit wir kein überteuertes Hotel buchen mussten, sind wir via Mount Nebo mit einem Abstecher zu einer geschichtsträchtigen Kirche nach Madaba in die Mosaikstadt gefahren.
Unser Highlight war der Besuch der katholischen Kirche St. John, wo wir durch die unterirdischen Gänge spazieren, einen 3000 Jahre alten Brunnen besichtigten, sowie den Kirchturm besteigen konnten. Von da oben hat man eine Rundumsicht auf die Stadt. Zu sehen gibt es in der griechisch-orthodoxen Kirche St. Georgs die alte im Original kartografische erhaltene “Karte” aus Mosaiksteinen aus dem 6. Jahrhundert nach Christus.
Das Restaurant Fokar & bhar kann trotz der guten Bewertungen vernachlässigt werden. Genächtigt haben wir im einfachen Hotel Rumman.
Jerash und Amman
Am letzten Tag fuhren wir nach Jerash (oder auch Gerasa), auch Pompeii des Ostens genannt. Sie ist eine der besterhaltenen römischen Provinzstädte der Welt. Bei strömendem Regen erkundeten wir das weitläufige, archäologisch wertvolle Gelände mit dem Hadriansbogen, dem Südtheater, dem Tempel der Artemis und vielem mehr.
Anschließend ging es vier Stunden lang in das Kindermuseum von Amman. Es ist unglaublich toll und lohnt sich. Es gibt Bereiche wie Autowerkstatt, Baustelle, Aufklärung über Wasserhaushalt und Anatomie, einen Supermarkt, Bank, Gefängnis, Labor, kreativer Raum, Kleinkindbereich und vieles mehr.
Nebenan ist das königliche Automuseum, welches immer wieder kostenlosen Eintritt gewährt und Kinderschminken oder andere Aktionen anbietet.
Der Hunger trieb uns ins etwas gehobenere Restaurant Majdoline und haben lecker libanesisch gegessen. Obwohl wir uns etwas fehl am Platz fühlten (wir waren total underdressed 😉 ), war das Essen gar nicht teurer als sonst und es gab zwei Grüße aus der Küche und für die Kinder zum Dessert eine volleyballgroße Zuckerwatte auf dem Teller serviert. Sie wurden sogar aufgefordert, am Klavierflügel für musikalische Unterhaltung zu sorgen. Die letzte Nacht vor dem Abflug verbrachten wir im Hotel Celine in Amman.
Der Rückflug klappte problemlos. Netterweise nahm mich ein Jordanier von Memmingen mit nach Stuttgart, von wo ich heimfuhr. Michael fuhr derweil mit dem Zug und den Kindern heim.
Eine Woche in Jordanien ist sehr knapp, besser sind sicherlich zwei.
Was ist sonst noch sehenswert
Wir werden auf alle Fälle wiederkommen und bei Möglichkeit diese Orte besuchen wollen: Die Hauptstadt Amman mit dem römischen Amphitheater und dem Zitadellenhügel, die Burg von Ajiun, die Region um Salt und Dibee, die Burg Shobak, das Karak Castle, im Wadi Mujib Canyoning ausprobieren, die Ma’in Hot Springs, das Wadi Ghuweir, das Dana Biosphärenreservat, die Oryx Antilopen etc.
Tipps
- PCR-Test für die Rückreise für Ungeimpfte: In Amman gibt es einige Biolabs und andere Labore, sowie Test-Drive-Ins gesehen. Am besten fragst Du in Deiner Unterkunft nach. Oft wird der Service angeboten, dass die Angestellten vom Labor für die Probeentnahme ins Hotel kommen. Das Ganze kostet etwa 15-20 JOD. In Aqaba kamen die Angestellten vom Labor direkt ins Hotel. Die Ergebnisse treffen zuverlässig nach etwa drei Stunden oder nach Vereinbarung ein.
- Kauf des Jordan Pass (70 JOD 1 Tag Petra / 75 JOD 2 Tage Petra) inkl. Visum à 40 JOD Jordanien Pass (jordanpass.jo)
- In Amman bietet der Cityguide Ibrahim Al Odeh täglich um 10 Uhr morgens und 14 Uhr nachmittags eine zweistündige Free Walking Tour in Ammans Downtown auf Spendenbasis an. Start ist beim Jordan Tower Hotel in der Al-Haschemi St. 48 in 11845 Amman.
Er ist per WhatsApp unter der Telefonnummer +962 79 971 7165 /+962 79 611 6420 / +962 79 760 7557 - SIM-Karte: Orange oder Zain haben eine sehr gute Abdeckung