Knapp sieben Stunden am Flughafen Zürich auf ein neues Flugzeug zu warten, klingt nicht nach einem tollen Urlaubsbeginn. Der ursprünglich gebuchte Flieger wurde spontan für die Pilgerreise nach Mekka eingesetzt. Viel zu spät ging es los und wir mussten in Casablanca umsteigen. Nichts mit gemütlich, sondern rennen war angesagt. Die mürrisch aussehenden Passagiere, die bereits im Flugzeug sassen, warteten wohl schon länger.
Inhalt
Marrakesch
So kamen wir nachts um halb vier im gebuchten Riad in Marrakesch an. Nach sehr kurzem Schlaf weckte uns der Muezzin morgens um halb sechs ;). Nach einem leckeren Frühstück machten wir uns auf den Weg durch die vielen schmalen Gassen. Unser Riad war im unteren Teil der Medina (Altstadt), somit konnten wir, wenn wir nicht mehr zurückfinden würden, ausserhalb der Stadtmauer entlang zum unteren Eingang laufen. Sofern wir überhaupt aus dem Wirrwarr kamen. Wir schafften es trotz Labyrinth zum bekannten Place Jemâa el-Fna, der auch unter dem Begriff Gauklerplatz bekannt ist. Hier wollten wir am Abend, wenn die Schlangenbeschwörer und andere Gaukler ihr Können zum besten geben, hin. Der Souk (Markt) empfing uns mit vielen Gerüchen, Farben, aber leider waren die Verkäufer zu aufdringlich. Ein paar Gassen weiter, stank es fürchterlich. Wir wurden schnell von einem Marokkaner angesprochen, der uns das Gerbereien-Viertel vorstellte. Den Tag haben wir auf dem Dach eines schönen Riads ausklingen lassen.
Ouarzazate
Tags darauf übernahmen wir den Mietwagen und fuhren über das Gebirge „Hoher Atlas“, eine kurvenreiche Strasse nach Ouarzazate. Wir brauchten aufgrund des hohen Verkehrsaufkommen doppelt so lang, als Google uns prognostizierte. Kurz vor Ouarzazate hat uns schon das erste Mal die Polizei wegen Übertretens einer Sicherheitslinie angehalten. Ein Glück kamen wir ohne Busse davon. Zu Abend haben wir im einfachen eingerichteten Lokal „El Bahja“ köstlich gegessen. Die Linsen, weissen Bohnen und Fleischspiesse waren super lecker. Am nächsten Tag haben wir uns die schöne Filmstadt Aït-Ben-Haddou und das Museum angesehen. Dort wurden unter anderem Filme wie Gladiator, die Mumie, Alexander, Prince of Persia und während unseres Besuches eine Szene für King Tut gedreht.
Bekanntschaft mit Crazy-Berber
Eine Fahrt durch die imposanten Schluchten „Gorges du Dadès“ und „Gorges de Todra“ durfte nicht fehlen. Wir sind am „Touristenspot“ vorbei, weiter auf der unbefestigten Strasse gefahren und konnten eine tolle Aussicht geniessen. Unterwegs haben wir eine kleine Wanderung auf einen der Berge unternommen. In diesem felsigen Gebiet kam aus dem Nichts ein Einheimischer daher, der uns bei seinem Cousin zum Tee eingeladen hat.
Davor durften wir noch eine Beduinenfamilie im Nirgendwo treffen. Beim Cousin trafen wir auf den Crazy-Berber! Er wollte mit uns mitfahren und uns seine Heimat zeigen. Wir haben ihm klar signalisiert, dass wir ihn dafür nicht bezahlen werden. So kam es, dass er uns zwei Tage begleitet hat und wir seine Familie kennen lernten. Während der Fahrt Richtung Wüste Erg Chebbi fing unser Mitfahrer plötzlich an, lauthals Tiere zu imitieren. Von Hund, Katze, Affe bis zum Esel war alles dabei. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was ein „i-aa“ mit Sexgestöhne zu tun hatte. Es klang dermassen obszön, ich kam mir vor, wie in einem schlechten Porno. Vor lauter Imitation wurde dem Crazy-Berber warm und er zog sich aus. Es lag nun ein starker Geruch in der Luft. Als Kamele und ein Kalb über die Strasse liefen, hüpfte er aus dem Auto und fing an mit den Tieren zu sprechen. Unterwegs erzählte er uns von seinen kreativen Künsten und wie gern er ein Henna-Tattoo zeichnen würde. So kam es dazu, dass er die entsprechende Ausrüstung einkaufte und mir ein hübsches Tattoo auf den Unterschenkel malte. Das Ergebnis ist leider unscharf, aber kann sich echt sehen lassen *lachmichheutenochschlapp*.
Kamelritt in der Wüste Erg Chebbi
Ein Glück kamen wir bald in Merzouga an. Dort ging es mit weiteren Touristen auf den Kamelen ca. zwei Stunden in die Erg Chebbi-Wüste. Mal zehn Minuten auf einem Kamel zu sitzen ist definitiv was anderes, wie zwei Stunden. Michael tat alles weh und konnte sich kaum mehr auf dem Kamel festhalten. Aber etwas zu sagen, war für Ihn keine Option. Schliesslich ist er ein Mann ;-).
Im Wüstencamp angekommen, bezogen wir unser Zelt und konnten bald zu Abend essen. Da wir mehr oder weniger unvorbereitet zu dieser Tour kamen und dachten, beim Essen seien auch Getränke inklusive, hatten wir ca. 3 dl Wasser mitgenommen. Dem war leider nicht so. Auch wenn man keinen Durst hat, aber wenn man weiss, es gibt nichts zu trinken, steigt das Bedürfnis nach etwas trinkbarem massiv. So machten wir uns im Dunkeln über eine Düne zu einem anderen Camp. Nach 20 Minuten ohne Weg, nur zu wissen, es muss irgendwo dahinten liegen, kamen wir an. Das war dann ein Luxuscamp. Dort kauften wir einen Liter Wasser für 10 Euro! So viel bezahlt man nicht mal in der Schweiz, aber wir waren überglücklich in der Wüste nicht verdursten zu müssen!
Am nächsten Morgen beobachteten wir den Sonnenaufgang von einer Düne, bevor es wieder auf dem Kamelrücken zurück ging.
Mit dem Crazy-Berber fuhren wir die Strasse zurück, als er uns weismachen wollte, es führe nur die eine Strasse zu unserem nächsten Ziel Zagora – zufällig genau bei seinem Haus vorbei. Als ich mir sicher war, dass er uns in die Irre führen wollte, haben wir mitten in der Pampa einen Halt am Strassenrand gemacht und ihn aussteigen lassen. Mit doch etwas schlechtem Gewissen ging es weiter.
M’hamid
In Zagora hat uns der Hunger in ein Restaurant getrieben, wo wir wie immer sehr lecker gegessen haben. Es war recht warm und ein Blick auf den Thermometer sagte uns, dass es 48° C hatte. Gestärkt fuhren wir nach M’hamid El Ghizlane, wo wir im Dunkeln bei starkem Sandsturm eine Unterkunft gesucht und gefunden haben. Der Saharasturm blies uns heftig um die Ohren. Um zehn Uhr abends hatten wir immerhin noch 38° C. Es war etwas komisch, bei dieser Hitze Suppe zu essen. Witzig war das Duschen – unter der Brause nass, daneben trocken.
Quadtour
Tags darauf suchten wir einen Quadvermieter. Nach mühseliger Suche fanden wir einen Anbieter, der noch geöffnet hatte, Zeit hatte – es war ja schon in der Nachsaison – und uns einen vernünftigen Preis anbot. Nach kurzer Einweisung in die wüstentauglichen Maschinen ging es los. Es war toll über die Stein- und Sandwüste zu fetzen. Bei meinem Quad fehlte die Abdeckung des Motors, was am Bein brannte. Damit ich mir keine groben Verbrennungen holte, fuhr ich mit komischen Verrenkungen herum. Spass gemacht hat es allemal!
Unterwegs
Weiter ging es Richtung Agadir. Kurz nach Abfahrt machte unser Auto komische Geräusche. Es fing an zu singen. Wir hielten auf einem Pass, um den Motor abkühlen zu lassen, da kamen schon mehrere Leute und boten uns Hilfe und Granatäpfel an.
Am nächsten Tag war es überall wie ausgestorben. In der Stadt Tazenakht sah man unglaublich viel Müll. Tankstellen, Kioske und Restaurants, alles war geschlossen. Nach ein paar Stunden unterwegs erfuhren wir von einem Besitzer eines schönen Kasbahs (arabisch Festung) in Talouine, dass der höchste Feiertag im Islam ist, das Opferfest oder auch Hameltag genannt. Das erklärt auch die vielen Blutlachen, welche von den Lämmern stammte.
Mirleft
Nach gefühlten fünf Minuten in Agadir haben wir uns entschieden, weiter in Richtung Süden zu fahren. In Mirleft haben wir ein paar Jungs an der Strasse auf eine Unterkunft angesprochen. Da hatten wir den richtigen Riecher und kamen so zu einem tollen und geräumigen Appartement. Die Söhne des Vermieters wollten uns unbedingt die Umgebung zeigen. Sie führten uns zu einem nahe gelegenen Strand. Michael versuchte es zum ersten Mal mit Wellenreiten. Anschliessend spielten wir Fussball im Sand. Nach einer Zeit lang Gaudi wollte ich den Ball nicht an mir vorbei lassen und kämpfte etwas zu wild. Die Folge waren ein schmerzhaft gebrochener grosser Zehe und ein lädiertes gegnerisches Schienbein.
Am Abend führten uns die Jungs über einen Steinhang zum „Fisherman“. Dieser hat sich an einem schönen und versteckten Örtchen eine kleine Hütte aufgebaut. Mein Jammern nahmen die Leute nicht so ernst, aber dennoch bekam ich dann eine Olivenöl-Behandlung. Das wird von den Grossmüttern dort so weitergegeben. Währenddessen ging Michael mit Fisherman erfolgreich Tintenfisch fischen (sorry für den Satz 😉 ).
Tags darauf haben wir uns den Strand Legzira mit den imposanten Felsen angesehen. Mein Zeh schmerzte immer mehr und verfärbte sich von violett bis dunkelblau. So hüpfte ich nach etwas Schonung an den Dorfstrand von Mirleft. Ein freundlicher Marokkaner servierte uns leckeren marokkanischen Tee auf einem hübschen Tischchen.
Essaouira
Nach entspannten Tagen ging es weiter nach Essouira. Unterwegs haben wir versehentlich einen Stopp überfahren und prompt hielt uns erneut ein Polizist auf. Anfänglich wollte er 700 Dirham (ca. 70 Euro). Nach 20 Minuten intensiver Verhandlung liess er von der Busse ab. Angekommen in Essaouira, waren wir sofort von der hübschen Hafenstadt mit einer schönen Medina (Altstadt), begeistert. Die Medina ist von Befestigungsmauern aus dem 18. Jahrhundert umgeben. Wie auch in Marrakesch haben wir uns ein paar hübsche Riads angesehen. Hier unbedingt ein Hamam besuchen. Das ist eine interessante Erfahrung, obwohl ich ein paar mal um mein Leben Angst hatte…
Mein erstes Hamam
Mein erstes Hamam habe ich in der Nische einer schmalen und dunklen Gasse gefunden: Zuerst heisst es mal ausziehen und das oben ohne. Okey, das ging ja noch, kennt man vom Massieren. Aber als mich die Dame auch nackig empfing, fand ich es etwas befremdend. Ich musste mich auf einen Steintisch mit Lederbezug legen.
Da ging es los, sie seifte und massierte mich ein. Da hiess es, einmal umdrehen. So eingeseift war das gar nicht einfach ich rutschte beinahe vom Tisch. Auf dem Rücken liegend ging es weiter. Entspannen konnte ich nicht ganz, da ich immer wieder Ihre weiblichen Vorzüge im Gesicht oder auf dem Körper spürte. Sie seifte mir ALLES ein! Anschliessend ging es ans Abspülen. In einem anderen Raum sass ich nichts ahnend auf einem Holzschemel, als die Gute mir von hinten einen Eimer voll Wasser über den Kopf schüttete. Ich bekam etwas Panik und versuchte mich zu beruhigen, da kam schon der nächste Eimer voll Wasser. Das war total fies! Ihr hat es bestimmt Spass gemacht. Ich war richtig froh, als ich das Ganze hinter mich gebracht und vor allem überlebt habe.
Tipps
- Marokkanische Küche probieren u.a. Tajine, Couscous, Kichererbsen, Lamm, Gegrilltes und Oliven essen
- Glaube nicht den Google Fahrzeiten, je nach Strecke sind diese mal zwei zu rechnen
- Ohrenstöpsel falls einem der Muezzin in der Früh stören
- Achtung in engen Parklücken nie die Handbremse beim Verlassen anziehen und Leergang rein. So kann das Auto besser herum geschoben werden
- Eine Quadtour in der Wüste unternehmen
- am Tage des Opferfestes ist ALLES geschlossen (sogar Tankstellen)
- Verschiedene Riads besuchen
Unsere Tour für 2 Wochen
Marrakesch, Aid Ben Haddou, Quarzazate, Gorges du Dadès (Schlucht), Gorges De Todra, Erg Chebbi, Zagora, M‘hamid, Talouine, Mirleft (Legzira Beach), Essaouira, Ouzoud-Fälle, Marrakesch
1 Kommentar
So tolle Fotos😍